Das Kurs Gewinn Verhältnis (KGV) ist ein sehr wichtiges, wenn auch nicht das einzige Kriterium zur Beurteilung von Aktien.
Allein die Tatsache, dass eine Aktie sehr preiswert ist, sagt noch nichts darüber aus, ob sie günstig oder überteuert ist. Deshalb muss die Analyse tiefer gehen und den Kurs einer Aktie in das Verhältnis zum Gewinn eines Unternehmens setzen. Hier könnte sowohl der Gewinn des Vorjahres als auch der erwartete Gewinn des laufenden Geschäftsjahres herangezogen werden. In den allermeisten Fällen werden sich die Analysten für die letztgenannte Variante entscheiden.
Ein KGV unter 10 gilt als günstig
Um den Gewinn pro Aktie ermitteln zu können, muss der Gewinn eines Unternehmens durch die Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien dividiert werden. Ist dies geschehen, wird der aktuelle Börsenkurs durch den Gewinn pro Aktie geteilt. Das Ergebnis dieser Rechnung ist das KGV. Diese Kennzahl gibt an, wie lange es theoretisch dauert, bis das Unternehmen den Wert seiner Aktien erwirtschaftet hat.
Ein niedriges KGV gilt dabei als günstig, eine hohes KGV als ungünstig. Ideal wäre es, wenn das KGV unter 10 liegen würde. Dies bedeutet dann ganz konkret, dass es in der Regel weniger als 10 Jahre dauert, bis das Unternehmen einen Gewinn erwirtschaftet hat, der dem Wert seiner Aktien entspricht. Bei einem hohen KGV würde der Vorgang erheblich länger dauern. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen:
KGV ermitteln, Beispiel 1:
Ein Unternehmen erwirtschaftet einen jährlichen Gewinn von 10 Millionen Euro und hat 10 Millionen Aktien zum aktuellen Börsenwert von 8 Euro im Umlauf. Um den Gewinn pro Aktie zu erhalten, müsste der jährliche Gewinn von 10 Mio. Euro durch die Zahl der Aktien dividiert werden.
10 Mio. Euro : 10 Mio. = 1 Euro. Der Gewinn pro Aktie beträgt also einen Euro.
Nun wird der aktuelle Kurswert (8 Euro) durch den Gewinn pro Aktie (1 Euro) dividiert. Dies ergibt die Zahl 8, welche das KGV bildet. In diesem Falle würde es 8 Jahre dauern, bis das Unternehmen den Kurswert seiner Aktie als Gewinn erwirtschaftet hätte.
Beispiel 2:
Ein Unternehmen erwirtschaftet einen jährlichen Gewinn von 100 Millionen Euro und hat 200 Millionen Aktien zum aktuellen Börsenwert von 50 Euro im Umlauf. Um den Gewinn pro Aktie zu erhalten, müsste der jährliche Gewinn von 100 Mio. Euro durch die Zahl der Aktien (200 Mio.) dividiert werden.
100 Mio. Euro : 200 Mio. = 0,5 Euro. Der Gewinn pro Aktie beträgt hier 0,5 Euro.
Der aktuelle Kurswert von 50 Euro wird nun durch den Gewinn pro Aktie (0,5 Euro) dividiert, was die Zahl 25 und damit ein sehr hohes KGV ergibt. In diesem Falle würde es 25 Jahre dauern, bis der Wert der Aktien erwirtschaftet wäre.
Weitere Faktoren zur Bewertung von Aktien
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass sowohl der künftige Gewinn eines Unternehmens als auch der Kurs seiner Aktien niemals sicher vorausgesagt werden können. Dazu spielen zu viele interne und externe Faktoren eine Rolle. Nicht zuletzt haben die Zinsen der Zentralbanken einen ganz wesentlichen Einfluss auf das Unternehmen. Sinkende Zinsen führen in der Regel zu einer Verzögerung, steigende Zinsen zu einer Beschleunigung des Gewinns.
Außerdem sind die Eigen- und Fremdkapitalquoten, das Kundenverhalten, der Produktlebenszyklus sowie die allgemeine wirtschaftliche Lage sehr wichtige Kriterien zur Beurteilung der künftigen Entwicklung eines Unternehmens und damit auch seiner Aktien.
Man sollte sich immer bewusst sein, dass die Anlage in Aktien immer ein Risikogeschäft darstellt, das im Extremfall oder je nach Risiko der Aktie bis zum Extremverlust führen kann. Deswegen sollte man kein Geld in Aktien investieren, das man dingend benötigt, oder das man grundsätzlich nur kurz- bis mittelfristig anlegen kann.