Seit der Einführung der neuen Unisex-Tarife in der privaten Krankenversicherung ist nun einige Zeit vergangen. Wird nun alles teurer? Oder gar günstiger?
Dies war unter anderem für das Analysehaus Franke und Bornberg und die namhafte Ratingagentur Morgen & Morgen ein wichtiger Anlass, um erste Untersuchungen über die Auswirkung der Unisex-Tarife auf die Preisgestaltung in der privaten Krankenversicherung einzuholen. Fast alle Experten kamen dabei zu dem Schluss, dass sich die private Krankenversicherung beinahe für alle Neukunden, die nach dem 21. Dezember 2012 einen Versicherungsvertrag abgeschlossen haben, deutlich verteuert hat. Dies betraf meist sowohl die Frauen als auch die Männer.
Nur geringe Vergleichsmöglichkeiten
Die beiden Ratingagenturen stellen übereinstimmend fest, dass es sich bei den Aussagen über die Unisex-Tarife lediglich um eine erste Bestandsaufnahme handelt, die keinesfalls genauere Schlüsse über die weitere Entwicklung im Bereich der privaten Krankenversicherungstarife zulässt. Aufgrund der Vielfalt der angebotenen Tarife ist es außerdem sehr schwer, die Leistungsumfänge und die Beiträge der verschiedenen Krankenversicherungsgesellschaften miteinander zu vergleichen. Dabei nützt es momentan auch wenig, ein Vergleichsportal im Internet zu verwenden.
Deutliche Preissteigerungen
Anhand von konkreten Fallbeispielen fanden einige Ratingagenturen heraus, dass sich die private Krankenversicherung für Männer um durchschnittlich bis zu 28 Prozent und für Frauen – je nach persönlicher Situation und Tarif – um bis zu 25 Prozent verteuert hat. Dies gilt jedoch nur für Neukunden. Für Bestandskunden, die bereits vor dem 21. Dezember 2012 Mitglied einer privaten Krankenversicherung waren, ändert sich erst einmal nichts. Neben der Einführung der neuen Unisex-Tarife spielen aber noch andere Faktoren für die zum Teil erheblichen Preissteigerungen in der privaten Krankenversicherung eine Rolle.
So muss vielen Versicherungsgesellschaften zugute gehalten werden, dass sie nicht nur ihre Preise, sondern auch ihre Leistungen erhöht haben. Viele Billigtarife, die oftmals nicht viel mehr als eine medizinische Grundversorgung auf dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung gewährleisteten, werden heute nicht mehr angeboten oder zumindest stark reduziert. In diesem Zusammenhang müsste noch geklärt werden, ob es auch weiterhin Beitragsnachlässe oder Beitragsrückstattungen für nicht in Anspruch genommene medizinische Leistungen geben wird.
Absenkung des Rechnungszinses
Vielen Personen ist es nicht bekannt, dass die privaten Krankenversicherungen verpflichtet sind, alle Altersrückstellungen, die sie für die Kunden bilden müssen, am allgemeinen Kapitalmarkt anzulegen. Obwohl der Zinssatz grundsätzlich variabel ist, darf er einen bestimmten Mindestsatz nicht unterschreiten. Dieser Mindestsatz (Höchstrechnungszins) lag bis zum Jahre 2012 bei 3,5% und ist nun auf 2,75% für alle Neuverträge gesunken. Der Grund für diese Maßnahme dürfte in dem niedrigen allgemeinen Marktzinsniveau zu suchen sein. Damit die Versicherungen bei einer Zinssenkung keinen Verlust erleiden, sind sie im Gegenzug gezwungen, die Beiträge der Versicherten zu erhöhen.
Fazit:
Seit dem 21. Dezember 2012 gelten für Frauen und Männer identische Tarife in der privaten Krankenversicherung. Diese Tarife, welche auch als Unisex-Tarife bekannt sind, haben zum Teil erhebliche Auswirkungen auf das Preis- und Leistungsniveau der privaten Krankenversicherung. Auch wenn es in vielen Fällen zu einer deutlichen Beitragserhöhung für Neuverträge gekommen ist, lohnt es sich auch in Zukunft, die Leistungen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung genau miteinander zu vergleichen.
Sollte sich die private Krankenversicherung als günstiger erweisen, lohnt sich unter Umständen Regel auch ein entsprechender Wechsel. Wenn man die Nachteile von privaten Krankenversicherungen berücksichtigt. Diese Möglichkeit haben jedoch nur Freiberufler, Selbstständige und gut verdienende Angestellte, die mit ihrem Jahresbruttoverdienst die Versicherungspflichtgrenze überschreiten.
4 Antworten auf „Auswirkungen der Unisex Tarife auf die private Krankenversicherung“
Ist ja unglaublich. Neben den Strompreisen sind nun auch die Kosten für die Krankenversicherung teurer geworden. Was kann man sich hier in diesem Land eigentlich in der Zukunft noch leisten? Nicht mal mehr eine vernünftige Krankenversicherung zum fairen Preis ist möglich im Jahr 2013? Eigentlich dachte ich, die Auswirkungen der Unisex-Tarife auf die private Krankenversicherung sieht positiv für jeden Beitragszahler aus.
Wie kommst Du denn darauf, dass sich die Unisex-Tarife hätten positiv auswirken sollen? Dass es für Männer teurer wird war doch klar. Dass es auch bei den Frauen teurer wird verwundert mich schon ein bisschen, aber das ist wohl wie bei dem Euro-Effekt, wo gleich mal alles ordentlich verteuert wurde bei der Umstellung.
Dass die Tarife für Neuversicherte in der privaten Krankenversicherung steigen würden, habe ich vermutet.
Dass die Tarife bzw. die Versicherungsbeiträge aber auch vom aktuellen Rechnungszins abhängig sind, war mir nicht bewusst, was mal wieder zeigt, dass die Beitragshöhe doch von mehreren Faktoren abhängt und dadurch recht komplex ist.
Für die Versicherten ist zu hoffen, dass der Leitzins in den nächsten Monaten (oder wenigstens im folgenden Jahr) wieder ansteigt … Das wirkt sich dann auch günstig auf die Tarife aus.
Mehr Faktoren für die Beitragskalkulation schön und gut, aber zu billig wird es nie werden lieber schöpfen die großen Versicherungen die Kunden noch bisschen aus, kann mir nicht vorstellen das die Preise Optimal gehalten werden, weshalb auch die meisten sind mit ein paar % ersparnis schon zufrieden der rest wird einbehalten und sonstwas damit gemacht. Eine positive Meldung reicht ja für Neukundengewinnung auch wenn sie nur minimal ist.