Jedes Produkt hat seinen Wert. In Form von Geld wird dieser über dessen Kaufkraft definiert. Erhöhen sich nun die Preise für Güter, so wie es derzeit der Fall ist, dann sinkt die Kaufkraft des Geldes und wir sprechen von Inflation.
Dabei kann die Inflation mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten voranschreiten. Uns Deutschen ist die Hyperinflation, die schwerste und schnellste Inflation, von 1923 wohl immer noch sehr scharf im Gedächtnis geblieben. Daneben gibt es noch schleichende, trabende und galoppierende Inflation. Mit am gefährlichsten dabei ist die schleichende Inflation.
Kaum beachtet: schleichende Inflation
Es hat wohl mit der Hyperinflation von 1923 zu tun, jedenfalls ist Inflation eine der größten Ängste der Deutschen. Jedoch haben sie – daher auch die Vermutung des geschichtlichen Zusammenhangs – ausgesprochen große Angst vor der galoppierenden oder Hyperinflation. Die Inflation ist ein eigener Forschungsbereich und die Forscher können zumindest vor dieser Angst beruhigen.
Denn anhand aller realen Szenarien der Vergangenheit, die an Hyperinflation oder galoppierende Inflation gebunden waren, hat sich erkennen lassen, dass dazu auch ein Krieg notwendig ist. Doch selbst wenn wir sehr weit von einer solch schweren Inflation entfernt sind, gibt es noch die schleichende Inflation, der kaum Beachtung geschenkt wird, obwohl sie nicht minder gefährlich wäre.
Die Berechnung der Inflation ist ebenfalls vage
Von einer schleichenden Inflation spricht man in etwa bei einer Inflationsrate zwischen drei und fünf Prozent. Leider ist aber weder dieser Bereich noch die Art und Weise, wie die Inflationsrate gemessen wird, tatsächlich genormt. Grundsätzlich wird zur Berechnung ein imaginärer Warenkorb angelegt. In diesem Warenkorb befinden sich nun vorab definierte Produkte, deren Preise monatlich über Jahre festgehalten werden.
Nun verwendet das Statistische Bundesamt die hedonische Preisbereinigungs-Methode. Diese wird vor allem bei kurzlebigen Gütern wie beispielsweise Mobilfunkgeräten angewandt. Nachteil an dieser Methode ist eine von Haus aus niedrigere Inflationsrate. Auch wird von Kritikern oft bemängelt, dass sehr viele Produkte in diesen Warenkorb kommen, die nur alle paar Jahre angeschafft werden, andererseits aber echte Preissteigerungsmesser, wie Immobilien, unberücksichtigt bleiben.
Bei schleichender Inflation wird die Teuerungsrate nicht „gefühlt“
Gold ist ein gutes Beispiel. Die meisten Menschen würden jetzt sagen „der Goldpreis ist in den letzten Jahren gestiegen“. Nun kann dieser Vorgang aber auch anders herum betrachtet werden: der Euro hatte damals dem Gold gegenüber sehr deutlich an Kaufkraft eingebüßt. So lag die Inflationsrate um die 2 bis 2,5 Prozent, also unter den Werten der schleichenden Inflation. Berücksichtigt man nun aber solche Waren und Produkte, die nicht Bestandteil der Berechnungen durch das Statistische Bundesamt sind, kommen wir sehr schnell in den Bereich einer schleichenden Inflation.
Diese birgt erhebliche Gefahren. Bei einer Inflationsrate von „nur“ drei Prozent im Jahr spüren wir die Inflation so gut wie nicht. Wir können kein tatsächliches Gefühl dafür entwickeln, dass Produkte sich schleichend verteuern bzw. die Kaufkraft des Geldes schwindet.
Geldwertverlust und Inflation berechnen
Dazu kommt das Problem, dass schleichende Inflation zumeist ein Prozess ist, der über mehrere Jahre anhält. Legt jemand einen Betrag von 100.000 Euro unverzinst auf die Seite, hat dieses Geld bei einer Inflation von nur 2 Prozent nach zehn Jahren eine Kaufkraft von circa 82.000 Euro, nach 25 Jahren von knapp 61.000 Euro. Oft geht mit einer schleichenden Inflation aber auch eine Niedrigzinsphase einher, so wie wir sie nun auch schon seit einigen Jahren haben, wobei diese Niedrigzinsphase die Inflation zusätzlich begünstigt.
Denn die Absicht der Notenbanken ist klar: es soll preiswertes Geld verteilt werden, um die Kaufkraft anzukurbeln. Das hat zur Folge, dass viel Geld im Umlauf ist. Das wiederum heizt die Inflation an, weil zu viele Konsumenten kaufen wollen, dadurch verteuern sich die Waren, wir haben Inflation. Bedingt durch diesen niedrigen Zins gibt es aber auch keine klassischen Geldanlagen, die langfristig noch gute Zinsen erwirtschaften würden.
Das heutige Geld ist nur noch Papiergeld
Lebensversicherer, die gesetzlich gebunden sind, das Geld ihrer Sparer sicher anzulegen, konnten in den 90ern noch circa sieben Prozent Garantiezins versprechen. Heute überlegen immer mehr Versicherer, aus dem LV-Geschäft auszusteigen oder keine Garantiezinsen mehr zu gewähren. Dabei sind die Versicherer kein Einzelfall, ein Blick zu den Bankkonditionen für Geldanlagen genügt. Das hat nun Auswirkungen auf tatsächlich endliche Produkte wie Rohstoffe.
Denn im Gegensatz zu Edelmetallen ist eine Währung ein Stück Papier, das jederzeit beliebig bedruckt werden kann. Seit die USA in den 1970ern den Dollar vom Gold lösten, hängt zwischenzeitlich keine Währung mehr am Gold. Das bedeutete, zuvor waren die staatlichen Notenbanken verpflichtet, den Wert einer Geldnote in Gold auszahlen zu können, also mussten entsprechende Goldreserven angelegt werden.
Sichere Anlageformen?
Dieses Prinzip ist heute nicht mehr gültig. Nun müssen Anleger aber ihr Geld irgendwie anlegen, wenn sie dessen Kaufkraft erhalten wollen. Wobei die Achterbahnfahrt an den Börsen zeigt, dass dies schwieriger denn je wird. Und auch beim Immobilienmarkt ist Vorsicht angeraten, etwa wenn die Kreditfinanzierung bei steigenden Zinsen ausläuft bzw. verlängert werden muss.
In der Regel eignet sich ein Mix aus verschiedenen Anlageformen eher, als alles auf eine Karte zu setzen. So oder so sollte man sein Geld nur dann in weniger sichere Formen anlegen, wenn man es notfalls langfristig „parken“ kann, oder im schlimmsten Fall auch einen Teil- bzw. gar Komplettverlust wirtschaftlich übersteht.
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