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Private Unfallversicherung – Stiefkind unter den wichtigen Versicherungen

Laut statistischen Erhebungen verfügt nur ein Drittel der Haushalte in Deutschland über private Unfallversicherungen. Die Quote ist seit Jahren relativ konstant.

Dies zeigt, dass die Bedeutung dieser Versicherungsart noch nicht so anerkannt ist wie viele andere Versicherungen, etwa zum Schutz erworbener Werte und zur Kaufkraftsicherung im Alter. Um den Wert und die Tragweite einer privaten Unfallversicherung richtig erfassen zu können, bedarf es zunächst einer Darstellung der gesetzlichen Unfallversicherung.

Sodann sollen Beispiele zu Leistungen und Beiträgen die private Unfallversicherung beleuchten. Welche Auswirkungen haben die Unisex-Tarife für Männer und Frauen?

Der Begriff Unfall

Unfall wird im Allgemeinen übereinstimmend definiert: Es handelt sich um ein von außen plötzlich und unfreiwillig auf den Körper wirkendes Ereignis mit der Folge der Gesundheitsschädigung. Diese Definition schließt freiwillige Körperverletzung oder gar Selbsttötung aus.

Desgleichen sind aus inneren Krankheiten herrührende körperliche Beeinträchtigungen vom Unfallbegriff nicht gedeckt. Dies kann in der Praxis gelegentlich zu Auseinandersetzungen führen, etwa wenn ein Skifahrer infolge eines Herzinfarktes einen Beinbruch erleidet.

Gesetzliche Unfallversicherung unzureichend

Lediglich für Arbeits-, Schul- und Kinderhortunfälle sowie auf dem Weg dorthin und von den betreffenden Einrichtungen besteht gesetzlicher Versicherungsschutz. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Hausfrauen/-männer, Rentner und Selbständige in der Regel nicht gegen Unfälle gesetzlich versichert sind. Abgesehen vom eingeschränkten Personenkreis bleibt festzuhalten, dass mehr als zwei Drittel der Unfälle in der Freizeit, beim Sport oder im Haushalt passieren.

Die Versicherungsleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung gehen von Heilbehandlungen über Verletztenrente bis zu Sterbegeld und Witwen- und Waisenrente. Die Betonung liegt stets auf der Hilfe zur beruflichen Wiedereingliederung. Invaliditätsleistung in Form einer Kapitalleistung erbringt die gesetzliche Unfallversicherung nicht. Eine Verrechnung von Leistungen mit anderen gesetzlichen Vorsorgeleistungen oder auch Schadensersatzleistungen ist möglich.

Die Leistungen sind durch neue Gesetze und Verordnungen in den letzten zwanzig Jahren laufend eingeschränkt worden. So wird eine Verletztenrente erst ab einer Erwerbsfähigkeitsminderung von 20 Prozent gezahlt.

Leistungsumfang der privaten Unfallversicherungen

Eine private Unfallversicherung bietet dem Versicherungsnehmer Schutz für alle Unfälle. Wichtig ist die Invaliditätsleistung als Kapitalleistung für den Fall, dass nach einem Unfall voraussichtlich länger als drei Jahre dauerhafte Folgen zurückbleiben. Die Höhe richtet sich nach dem Grad der Beeinträchtigung und der vertraglich vereinbarten Versicherungssumme.

Der Invaliditätsgrad ist an der in der Assekuranz gebräuchlichen Gliederungstaxe orientiert: Er reicht von etwa 2 Prozent für den Verlust einer Zehe bis zu 100 Prozent, etwa bei Verlust der Sehkraft auf beiden Augen. Viele Versicherungsgesellschaften bieten ab einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent ein gestaffelt Mehrfaches der Versicherungssumme, das oft bis zum Fünffachen dieser Summe reicht. Damit soll etwa ein teurer Umbau der Wohnung und des Autos ermöglicht werden.

Üblich ist die zusätzliche Vereinbarung einer lebenslangen Unfallrente, die zumeist ab einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent gezahlt wird. Mögliche Zusatzleistungen sind beispielsweise Übergangsleistungen ab drei Monaten nach dem Unfall und Unfall-Krankenhaustagegeld.

Beitragsbeispiel und Auswirkungen durch den Unisex-Tarif

Eine 21jährige Studentin zahlt für eine private Unfallversicherung mit 20.000 Euro Invaliditätssumme und Leistungsdynamik bis zu 500 Prozent sowie eine lebenslange Rente von 250 Euro monatlich (Invaliditätsgrad ab 50 Prozent) aktuell einen Jahresbeitrag von etwa 60 Euro.

Darin sind Kosten für kosmetische Operationen und Zahnersatz bis zu 10.000 Euro eingeschlossen. Dieselbe Person wird bei Abschluss der Unfallversicherung nach Einführung des Unisex-Tarifs gut 30 Prozent mehr, also etwa 80 Euro, zahlen. Für Männer sinkt dann der Beitrag leicht.

Nützliche Hinweise – von der Impfung bis zum Zeckenbiss

Interessenten sollten ihr Hauptaugenmerk auf die Höhe der Invaliditätssumme richten. Um im Ernstfall behindertengerechte Umbauten und andere außergewöhnliche Belastungen abdecken zu können, empfiehlt sich eine entsprechend hohe Versicherungssumme von mit zusätzlicher Leistungsvervielfachung bei hohen Invaliditätsgraden. Demgegenüber erscheint die Vereinbarung eines Unfall-Krankenhaustagegeldes und eines Unfall-Tagegeldes oft nicht zweckmäßig. Gerade für jüngere Personen wäre eine nicht anlassbezogene Krankentagegeldversicherung sinnvoller.

Mit Blick auf die erwähnten Streitfälle sollte man vor Abschluss einer Unfallversicherung nicht nur auf die Leistungen achten, sondern auch das Verhalten in Schadenfällen recherchieren. Einige große Versicherungsgesellschaften haben jüngst ihre Leistungspalette erweitert: Sie zahlen auch bei Gesundheitsschädigungen infolge von Impfungen und Zeckenbissen.

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