Über welche speziellen Versicherungen lohnt es sich für welche Gründer nachzudenken?
Entgegen allen Unkenrufen ist Deutschland im internationalen Vergleich nach wie vor ein Gründerland. Die Bandbreite reicht von der Kleingewerbeanmeldung aus der Arbeitslosigkeit heraus über die Eröffnung einer Rechtsanwaltspraxis mit mehreren Partnern bis zur Gründung eines Industriebetriebs mit vielen Mitarbeitern.
Welche Gründung auch immer beabsichtigt ist, die Politik hat für jede Berufssparte und Branche ein Bündel von günstigen Gründungskrediten bereitgestellt. Desgleichen stehen angehenden Existenzgründern vielfältige Beratungsangebote von Banken und Kammern zur Verfügung.
Versicherungsfragen werden hierbei oft nur flüchtig behandelt. Existenzgründer sind jedoch in der Regel mit dieser Thematik überfordert. Ihnen fehlt häufig der Überblick über wichtige und weniger wichtige Versicherungen aus ihrem Geschäftszweig. Es erscheint deshalb zweckmäßig, auf unerlässliche Versicherungen, getrennt nach persönlichen und nach betrieblichen Versicherungen, näher einzugehen.
Private Versicherungen für Existenzgründer
Existenziell bedeutsam sind wie bei Arbeitnehmern die Absicherung der eigenen Arbeitskraft und die Altersvorsorge. Ob sich jemand für eine private Krankenvollversicherung oder die freiwillige Mitgliedschaft in einer gesetzlichen Kasse entscheidet, hängt u. a. von der familiären Situation ab.
Für Interessenten sind zum Vergleich von Vor- und Nachteilen sowie von Prämien und Leistungen unabhängige Verbraucherportale und Versicherungsmakler verfügbar. In jedem Fall sollte ein Existenzgründer auch auf ein angemessenes Krankentagegeld achten, da für ihn die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall entfällt.
Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung wird von Fachleuten ebenfalls dringend empfohlen. Gleiches gilt für eine private Unfallversicherung, die im Gegensatz zur gesetzlichen Unfallversicherung bei privaten und beruflichen Unfällen eintritt. Die Altersvorsorge kann man über verschiedene Kanäle in Angriff nehmen: So besteht die Möglichkeit der freiwilligen Mitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung und alternativ oder ergänzend die Vorsorge für das Alter etwa über staatlich geförderte Aufbaupläne wie die sogenannte Rürup-Rente.
Für einige Berufsgruppen ist die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung Pflicht, zum Beispiel für selbständige Handwerker und Hebammen.
Wichtige betriebliche Versicherungen
Als eine der wichtigsten betrieblichen Versicherungen gilt die Haftpflichtversicherung, da sie Schäden gegenüber dritten Personen absichert. Sie ist als Berufs- oder Betriebshaftpflichtversicherung für einige Berufsgruppen sogar eine Pflichtversicherung.
Exemplarisch seien hier Ärzte und Rechtsanwälte erwähnt. Mit Blick auf die sich ständig verschärfende europäische Gesetzgebung erscheint für Hersteller von Waren eine entsprechende Produkthaftpflichtversicherung ratsam. Demgegenüber kann eine Betriebsunterbrechungsversicherung zunächst aufgeschoben werden, bis verlässliche Umsatzzahlen vorliegen.
Etlichen Branchen und Berufszweigen stellen die großen Versicherungsgesellschaften maßgeschneiderte Versicherungspakete bereit, so beispielsweise für Apotheker und Landwirte. Dabei können einzelne Bausteine zu- oder abgewählt werden.
Unabhängige Beratung ist wichtig
Unabhängige Beratung bieten die Innungen, Kammern und andere Berufsverbände. Wie im privaten Bereich Gesundheit und Alter abzusichern sind, so ist im betrieblichen Bereich der Schutz gegen Sachschäden notwendig. Das Angebot reicht von der Gebäudeversicherung über die Inventarversicherung bis zu speziellen Maschinenversicherungen.
Vor Abschluss angemessener Verträge sollte sich jeder Existenzgründer der Zeit und Mühe einer detaillierten und möglichst unabhängigen Beratung unterziehen.