Manche Banken räumen ihren Kunden einen äußerst großzügigen Dispo-Kreditrahmen ein. Warum ist dies so, und was sind die Gefahren hierbei?
Gelegentlich wundern sich Gehaltsempfänger über den hohen Dispo-Kreditrahmen auf ihrem Girokonto. Während die Banken früher ihren Privatkunden üblicherweise das Zwei- bis Dreifache des monatlichen Nettogehalts nach mindestens einem Jahr guter Kontoführung als Dispositionskredit eingeräumt haben, erhalten Arbeitnehmer heute oft schon nach kurzer Zeit das Fünffache des monatlichen Nettoeinkommens als Kreditrahmen auf dem laufenden Konto zur freien Verfügung gestellt.
Privatkunden fragen sich nach den Gründen für die unverhoffte Freizügigkeit der Kreditinstitute, die ansonsten im klassischen Kreditgeschäft eher zurückhaltend agieren. Nutzer von Dispo-Kreditrahmen sollten sich bei aller Flexibilität der zweckfreien Inanspruchnahme dieser Linie auch der Gefahren und Risiken bewusst sein.
Motive der Banken für die großzügige Handhabung von Dispo-Kreditrahmen
Die Kreditinstitute haben nach den verschärften Richtlinien zur Refinanzierung im Gefolge der Finanzkrise 2008 strikter denn je die sogenannte ‚Goldene Bankregel‘ zu beachten. Dieses Gebot besagt, dass kurzfristige Kundeneinlagen nur kurzfristig ausgeliehen werden dürfen, langfristige Einlagen hingegen kurz- und langfristig.
Für Dispo-Kreditrahmen benötigen die Banken keine gesonderten Refinanzierungsmittel. Denn obwohl die Kunden derartige Kreditlinien oft monatelang in Anspruch nehmen, gelten sie in ihrer Eigenschaft als täglich kündbare Kredite als kürzestmögliche Kreditart überhaupt. Die Banken dürfen demzufolge die Dispositionskredite aus dem allgemein so bezeichneten Bodensatz refinanzieren.
Damit beschreibt die Branche das durchschnittlich vorhandene Guthaben auf den gesamten Girokonten. Dieses Guthaben wird in der Regel nicht oder kaum verzinst. Demgegenüber berechnen die Kreditinstitute für Dispo-Kredite hohe Sollzinssätze. Selbst wenn man als weitere Refinanzierungsquelle für Dispo-Kreditrahmen die verzinsten Tagesgeldanlagen von Privatkunden berücksichtigt, sind ausgenutzte Dispo-Kreditlinien die lukrativste Kreditform für die Banken. Hier sind hohe Zinsmargen üblich.
Ein Nebeneffekt von hohen Dispo-Kreditrahmen ist die damit verknüpfte Kundenbindung: Je öfter und intensiver ein Privatkunde seinen Dispo-Kredit ausnutzt, um so treuer bleibt er erfahrungsgemäß seiner Hausbank verbunden.
Gefahren und Risiken von Dispo-Kreditrahmen aus Kundensicht
Der Vorteil hoher Dispo-Zinssätze für die Kreditinstitute ist natürlich ein gravierender Nachteil für die Nutzer von Dispo-Kreditrahmen. Die Kehrseite der flexiblen Nutzungsmöglichkeiten in Gestalt hoher Sollzinsen wirkt sich vor allem bei ständiger Inanspruchnahme bis zum Dispo-Limit aus.
Für die Bereitstellung eines Kreditrahmens auf dem Gehaltskonto werden zwar keine gesonderten Zinsen oder Gebühren berechnet, die Nutzung schlägt jedoch sofort mit dem geltenden hohen Zinssatz zu Buche. Noch empfindlicher wird die Zinslast, wenn der Dispo-Kreditrahmen selbst überzogen wird. Dann beträgt der Zinsaufschlag etwa 2 Prozentpunkte und mehr, das heißt, es werden noch höhere Zinssätze für die nicht genehmigten Überziehungsbeträge berechnet.
Die bequeme Nutzungsart verleitet viele Privatkunden zu dauerhafter Inanspruchnahme ihres Dispo-Kreditrahmens. Das ist nicht nur teurer als ein Ratenkredit, sondern führt auch leicht in die Schuldenfalle. Deshalb sollten Privatkunden von ihrem Dispositionskredit, auch Überziehungskredit genannt, nur für wenige Tage im Monat Gebrauch machen.
Langlebige Konsumgüter, wie zum Beispiel Auto oder Waschmaschine, sind – wenn schon nicht aus Ersparnissen – besser durch Ratenkredite zu finanzieren. Diese Kredite sind um mindestens drei Prozentpunkte niedriger als die Zinsen für Dispo-Inanspruchnahmen. Eine weitere Gefahr liegt in der täglichen Kündbarkeit von Dispo-Kreditrahmen seitens der Bank.